- Die Regine-Hildebrandt Gesamtschule auf See -
Die Reise begann für die Gruppe bereits am Hauptbahnhof Berlin. In gespannter Vorfreude sammelte sich die bunte Gruppe aus acht Schüler:innen der Jahrgänge 8 bis 13 am Gleis. Die beiden Lehrkräfte Herr Glüsing und Frau Lauber waren mindestens genau so erwartungsvoll wie ihre Schüler:innen. Dies war schließlich die erste Fahrt dieser Art seit der Corona-Pandemie.
Knapp zwei Stunden später erreichte die zukünftige Besatzung des Segelschiffs „Wappen von Ueckermünde“ den Hafen, an dem ihre Reise starten sollte. Das Schiff, das sie tragen würde, ist eine knapp 20 Meter lange Segelyacht mit Metallrumpf, der die Wasserlage ruhiger werden lässt. Durch das große Gewicht von knapp 50 Tonnen ist die Reisegeschwindigkeit nicht sehr hoch. Dafür bietet es Platz für die zwei große Masten, mit ingesamt sieben eindrucksvoll aussehenden Segeln, die auf der „Wappen von Ueckermünde“ thronen. Dieses ist übrigens das erste komplett behindertengerechte Segelschiff in Deutschland.
Doch bevor es daran ging, das Schiff mit der wissbegierigen und aufgeregten Mannschaft zu füllen, musste schließlich noch eingekauft werden. Die Massen an Nahrung und Getränken für insgesamt 13 Personen und den Reisezeitraum von sechs Tagen waren überraschend. Nachdem alles unter Deck verstaut, die teils engen Kojen bezogen und die ersten Belehrungen zum Bewegen auf Deck erledigt waren, ging die Fahrt auch schon los. Die Segelmannschaft der Regine-Hildebrandt-Gesamtschule wurde von drei eingefleischten Seeleuten angeleitet, die immer ein offenes Ohr bei Fragen hatten.
Von da an entwickelte sich eine Reise, die viele wunderbare Erlebnisse bot, Überraschungen bereithielt und die Teilnehmenden auf eine andere Art zusammenschweißte, als sie es bis dahin für möglich hielten. Zum einen entwickelte sich rasend schnell ein starker Zusammenhalt und ein Teamgefühl, ganz gleich welchen Alters oder Klassenstufe man war. Innerhalb weniger Tage führte dies dazu, dass die Schüler und Schülerinnen das Segelboot mit einigen Anweisungen zu Navigation und Kurs fast alleine führen konnten. Einige lernten sogar das Navigieren und Seekartenlesen. Sie alle wuchsen so schnell über sich hinaus, dass sie mit noch ein paar Tagen mehr Übung das Schiff unter Kontrolle gehabt hätten. Auch einzelne Teile der Besatzung blühten förmlich auf und fanden direkten Anschluss zu anderen Mitschüler:innen. Eine gänzlich unterschiedliche Gruppe von Menschen wurde zu einem immens starken Team, das ohne darum gebeten werden zu müssen, in eigener Verantwortung und Voraussicht in allen Bereichen des Zusammenlebens auf See mit anpackte.
Zum anderen lebten, aßen, schliefen und lachten sie fast die ganze Zeit auf diesem Schiff. Die Begeisterung und das bereits genannte Engagement der Schüler:innen war so groß, dass sie daher nahezu die gesamte Reise vom Smartphone abstinent blieben und das Erleben der See wichtiger erschien. Tagsüber segelten sie bei perfekten Wetterbedingungen und einem immer in den Segeln liegenden Wind in Küstennähe. Selbstverständlich segelten sie also auch auf der Ostsee. Zur Nacht hin fuhr die Segel-Crew fast jeden Abend einen nahegelegenen Hafen an, um dort zu ankern und eine Nacht ohne starken Wellengang genießen zu können. Doch dann war da diese eine ganz besondere Nacht, die Sommersonnenwende. In dieser kürzesten Phase nächtlicher Dunkelheit fuhr die Besatzung durch die Nacht hindurch, von den Gestirnen begleitet und auf seichten Wellen gleitend. Es war der Höhepunkt dieser Reise, ein Erlebnis sondergleichen für viele der Schüler:innen. Der folgende Tag war dann umso schwerer für alle Reisenden, da die Müdigkeit ihnen in den Knochen steckte. Sie bewegten sich an diesem heißen Sommertag wenig, einige schliefen, andere genossen die Stadt Swinemünde.
Wieder in Ueckermünde angekommen, mussten sie das Segelschiff wieder verlassen und traten den Heimweg mit dem Zug an. Gern wären einige der diesjährigen Besatzung beim nächsten Segeltörn wieder dabei. Doch es gibt leider nicht genug Schiffe, um gleich zwei Mannschaften dieses einzigartige schulische Erlebnis zu bieten.